Man hört es immer wieder: Sie kaufen keine Autos mehr, die jungen Erwachsenen von heute, sie mieten und teilen lieber. Aber stimmt das so? EoA berichtet von aktuellen und zukünftigen Mobilitätstrends.
Im Januar 2016 waren 7 % der Neuwagenkäufer unter 30 Jahre alt, 35 % über 60 Jahre. Dagegen nimmt das Interesse an Carsharing- und Online-Fahrdiensten bei der Generation Y, den zwischen 1980 und 1999 Geborenen, immer stärker zu (Quelle: Statista 2015 und 2016). Die Automobilindustrie reagiert, verschmilzt zunehmend mit der Online-Branche und wandelt sich weg vom klassischen Autohersteller hin zu einem digitalen Mobilitätsdienstleister. EoA hat die Mobilitätstrends der jungen Zielgruppe im Blick!
Meins, deins, unser – Teilen boomt
„Nutzen statt besitzen“ zeichnet sich als neuer Trend der jungen Generation ab. Eine Studie der US Public Interest Research Group aus dem Jahr 2014 deckte auf, dass die Generation der 17- bis 36-Jährigen in den USA immer seltener den Führerschein macht und ein Auto kauft. Zudem befindet sich unter den 31 meist bewunderten Marken kein einziger Autohersteller. Stattdessen greifen die jungen Menschen auf Carsharing oder Online-Fahrdienste wie Zipcar oder Uber zurück. Zwar lässt sich in Deutschland kein Rückgang an ausgestellten Fahrerlaubnissen verzeichnen, aber die Sharing Economy wächst auch hier stetig: Mitfahrgelegenheiten und Carsharing erfreuen sich über alle Altersstufen hinweg steigender Bekannt- und Beliebtheit. Laut Aral Studie 2015 ist Carsharing 86 % der Befragten ein Begriff, Car2Go und DriveNow sind die bekanntesten Anbieter. Vergangenes Jahr nutzten bereits 570.000 Deutsche Carsharing-Dienste. Beinahe 8 Millionen verkündeten Interesse daran, diesen Dienst auszuprobieren (Quelle: Statista 2015). Mitfahrgelegenheiten sind über 90 % der Deutschen bekannt und werden von etwas mehr als einem Drittel genutzt (Quelle: Verbraucherzentrale 2015).
Less-driving-lifestyle: soziale Werte statt Prestige
Gründe für den Trend zum Teilen anstelle des Besitzens liegen vor allem in den veränderten Einstellungen und Ansprüchen der Generation Y, aber auch in den technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit. Die US Public Interest Research Group spricht mit Bezug auf verschiedene Studien von einem Kohorteneffekt: Dem less-driving-lifestyle – öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad und Zufußgehen werden einem eigenen Auto vorgezogen. Einher geht der Lifestyle mit einem Wertewandel vom Materialismus zum Immaterialismus: Die Zugehörigkeit zu Communities und sozialen Netzwerken hat das Auto als Statussymbol abgelöst. Für die jungen Erwachsenen ist es nicht mehr wichtig, durch ein bestimmtes Fahrzeugmodell aus der Masse hervorzustechen und sich von anderen abzugrenzen (Quelle: Signium International & Zukunftsinstitut GmbH 2013). Dennoch strebt der Großteil den Besitz eines eigenen Fahrzeugs im späteren Alter an (ATZ 2014).
Online vernetzt und offline mobil
Ihre sozialen Werte pflegen die jungen Erwachsenen vor allem durch das Internet: Soziale Netzwerke, Online-Plattformen und Apps ermöglichen ihnen einfach und schnell Fahrgemeinschaften zu gründen, Mitfahrgelegenheiten zu finden oder ein Auto zu leihen. Als Generation, die mit diesen technischen Möglichkeiten aufwächst, besteht für die Ypsiloner erstmals nicht mehr die Notwendigkeit, ein eigenes Auto zu besitzen, um mobil zu sein. Ein weiterer Grund ist die gesellschaftliche Entwicklung, dass immer mehr junge Erwachsene studieren und im Zuge dessen zum einen in einer Großstadt wohnen, in der sie durch ein breites und kostengünstiges Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln kein eigenes Auto benötigen. Zum anderen sind sie finanziell nicht in der Lage, sich einen Neuwagen zu leisten. In diesem Zusammenhang zeigt sich ein klares Stadt-Land-Gefälle in Sachen Carsharing: Für Landbewohner ist das Angebot aufgrund mangelnder Verfügbarkeit weniger als halb so interessant wie für Stadtbewohner, zudem ist eine negative Einstellung gegenüber Charsharing auf dem Land deutlich höher (Quelle: Aral Studie 2015).
Fazit – Fahren ja, Besitzen später
Autofahren ist nicht out. Die jungen Erwachsenen verschieben den Kauf eines eigenen PKWs ins spätere Lebensalter, nutzen jedoch das Fahrzeug der Eltern, Mitfahrgelegenheiten und Carsharing-Dienste. Daher darf die Generation Y als Zielgruppe nicht vernachlässigt werden. Sie haben als Jugendliche Einfluss auf den Autokauf der Eltern und entscheiden je nach Markenpräferenz, für welchen Carsharing-Anbieter sie sich entscheiden.
Was bedeutet das für die Autoindustrie und welche Marketingmaßnahmen sind gefordert? Darum geht’s in Teil 2 unseres Beitrags.
Quellen: Statista 2016; Statista 2015; Aral Studie 2015; Verbraucherzentrale 2015; US Public Interest Research Group: „Millennials in Motion. Changing Travel Habits of Young Americans and the Implications for Public Policy” 2014; ATZ Automotive GmbH – Allianz Zentrum für Technik: „Jung und urban“ 2014; Signium International & Zukunftsinstitut GmbH: „Generation Y. Das Selbstverständnis der Manager von morgen“ 2013